Schlafen ...

1.-2. Woche - Vegetative Phase

Ein Welpe wird mit noch verschlossenen Augenlidern und Gehörgängen als sogenannter Nesthocker geboren.

Schlafen und Saugen sind die beiden Hauptfunktionen des Welpen in dieser Zeit. Er muss sich gerade so gut und so viel bewegen können dass er zum Trinken kommt. Das sogenannte Kreiskriechen dient dazu dass der Welpe immer wieder zum Ausgangspunkt im Nest zurückkommt wenn er unterwegs nicht auf den Körper der Mutter stösst. Bei der Enge des Wurflagers ist so die Gefahr dass er seine Mutter nicht findet äusserst gering.
Ein weiterer wichtiger Suchautomatismus ist das Pendeln mit dem Kopf nach rechts und links. Da die seitlich liegende Hündin den grössten Teil des Lagers einnimmt genügt dieses Suchpendeln in der Regel schon um an irgendeine Stelle des mütterlichen Körpers zu gelangen.

 

... und Saugen

Zum Auffinden der Zitze gelangt das Fellbohren zum Einsatz. Es ist der Tastsinn der den Welpen den weichen mütterlichen Körper erkennen lässt. Durch das Aufwärtsführen der Nase, die fest in das Fell gebohrt wurde, hebt er die Haare an um die Zitze freizulegen. Beim Auffinden der Zitze hilft ihm nun auch der Geruchssin der ansonsten aber noch nicht sehr ausgeprägt ist. Danach dient der Milchtritt - das abwechselnde Treten mit den Vorderpfoten gegen die Umgebung der Zitze - der Anregung des Milchflusses bei der Mutterhündin indem so die Milchdrüsen massiert werden.
Zum Schutz vor Bedrohung versucht der Welpe wegzukriechen und lässt auch seine Stimme erschallen. Sie dient als Notsignal für die Mutter.
Das sogenannte Kontaktliegen der Welpen ist noch keine soziale Verhaltensweise sondern dient in erster Linie dem Anlehnungsbedürfnis der Welpen und bis zu einem gewissen Grad dem Wärmebedürfnis.

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Erkunden der Geschwister

3. Woche - Übergangs-Phase:

In der Regel öffnen sich um den 13. Tag die Liedspalten und die äusseren Gehörgänge. Sehen und Hören kann der Welpe aber erst etwa ab dem 17., 18. Lebenstag. Um den 18. Lebenstag untersucht der Welpe nun alles mit Nase und Mund. Auch das erste Belecken der Geschwister kann nun beobachtet werden.

Die kurze Übergangs-Phase ist ein schneller Übergang vom völlig selbstbezogenen Schlaf- und Saug-Stadium zum aktiven Entdecken der engeren Umwelt und zur ersten Aufnahme von Kontakten mit den Geschwistern.
Erster Ausdruck freudiger Erregung ist ein noch ungeschicktes Wedeln mit den Schwänzchen. Die Welpen heben nun auch die Köpfe der Mutter entgegen und versuchen ihr Maul zu erreichen. Durch Anstupfen der Mundwinkel bei den erwachsenen Hunden wird bei diesen ein Würgereiz ausgelöst und den Welpen wird Futter vorgewürgt. Auf diese Weise setzt die Hündin um den 18. Lebenstag mit der Zufütterung ein indem sie den Welpen Brei aus halbverdauter Nahrung vorwürgt. (In der Natur würde dabei nun der Vaterrüde helfen; bei uns in der Zucht unterstützen nun natürlich wir Menschen die Hündin und beginnen mit der Zufütterung.).

 

soziale Spiele - Verlassen des Lagers ...

Dieses Futterbetteln am Mund der erwachsenen Hunde prägt nun bei den kleinen Welpen ein Verhaltensmuster für das ganze Leben aus und entwickelt sich mit der Zeit zu einem Begrüssungs- und Zuneigungs-Ritual. (Genau dieses Verhalten zeigt der Hund wenn er an uns hochspringt zur Begrüssung.)

Um den 21. Lebenstag erwacht dann plötzlich der Trieb der Mutter zu folgen und die Welpen verlassen das erste Mal das Lager.

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Beutespiel - das gehört mir ...

4.-12. Woche - Prägungs- und Sozialisierungs-Phase

Die Sinnesleistungen der Welpen sind nun vollständig entwickelt.
In der 3. - 6 Lebenswoche brechen auch die 28 Milchzähne der Welpen durch, die dann später, im 3. - 7. Lebensmonat, durch 42 bleibende Zähne ersetzt werden.

Die Fähigkeit zur Fortbewegung reift schnell und entwickelt sich, vor allem im Spiel, zu grösserer Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Sicherheit.
Diese zunehmenden Fähigkeiten beruhen auch auf einem sich nun ständig steigernden Bewegungsbedürfnis; entsprechend werden jetzt auch die Schlafperioden kürzer.

Nun lassen sich auch schon eine ganze Reihe sozialer Verhaltensweisen erkennen:
Schwanzwedeln, Einklemmen des Schwanzes bei Angst, Mundwinkelstossen bei den Erwachsenen, Kampfspiele, Meutespiele, Beutespiele, Kämpfchen um Futter, Knurren, Zähnefletschen.

 

Neugier und Lerntrieb ...

Neugier und Lerntrieb treten nun stark in den Vordergrund und kennzeichnen das Welpenleben. In dieser prägenden Zeit soll der Welpe soviel wie möglich positive Erfahrungen sammeln. Seine natürlich vorhandene Neugier und Lernfreudigkeit soll gefördert werden. Spielerisch wird nun die Bindung zum Menschen gefördert und gefestigt.

In dieser zeitlich eng begrenzten Phase müssen Dinge für das ganze Leben gelernt werden, die später nur noch sehr mangelhaft oder gar nicht mehr zu erlernen sind.

Ab der 8. -10. Lebenswoche wechselt der Welpe idealerweise vom Züchter zu seinen neuen Besitzern.
In dieser Zeit ist er ausgesprochen anpassungsfähig und offen für alles Neue. Schnell und in der Regel absolut unkompliziert akzeptiert er nun eine neue Umgebung, neue Menschen und neue Regeln.
Nun liegt es an den neuen Besitzern diese Zeit optimal zu nutzen, ihren Welpen optimal zu fördern und ihm spielerisch, motivierend und lustbetont die individuell erforderlichen und gewünschten Regeln, Strukturen und auch Tabus beizubringen.

 

Vom Welpen zum erwachsenen Hund

 

Grosse individuelle und rassebedingte Unterschiede machen es schwierig die weitere Entwicklung unserer Haushunde vom Welpen zum erwachsenen Hund in eng begrenzte Phasen unter Angabe von Lebens-Wochen und -Monaten zu unterscheiden. Die Übergänge von Prägungs-, Sozialisierungs-, Rangordnungs- und Rudelordnungs-Phase bis hin zur Pubertät sind fliessend.

Allen diesen Phasen ist in einem Hunderudel aber eines gemeinsam: die absolute Wichtigkeit des Spiels und dessen Bedeutung in der Jugendentwicklung des Hundes!
Ziel aller Jugendentwicklung in einem Rudel ist beste soziale Partnerschaft mit den Artgenossen.
Aus dem kindlichen Spiel entwickeln sich die sozialen Verhaltenweisen im Umgang mit den Rudelmitgliedern.

 

spielerisch vom Welpen zum erwachsenen Hund

Dies ist auch für uns Menschen von grosser Bedeutung und wir können uns das Spiel zunutze machen im Hinblick auf die Sozialisierung unseres Welpen mit dem Menschen und im Hinblick auf eine gegenseitige optimale Zusammenarbeit.

Eberhard Trumler:
"... Je lustvoller das Spiel mit dem Menschen ist und je mehr erstes Lernen als Spiel empfunden wird umso grösser wird die künftige Lernfreudigkeit des Hundes. Sie wird in dieser Phase für alle Zeiten festgelegt. ..."

 

freudige Erwartung ...

Mir persönlich erscheint dies in der Erziehung des Hundes vom Welpen über den Junghund bis hin zum erwachsenen Hund das Allerwichtigste. Jede Erziehung, jede Übung, jedes Kunststückchen kann spielerisch aufgebaut und freudig belohnt werden. Ist unser Abfordern von Leistung und Gehorsam für den Hund mit freudiger Erwartung verbunden, wird für ihn das Lernen sein ganzes Leben lang mit Vergnügen verbunden sein.

Selbstverständlich müssen auch Tabus und Grenzen gesetzt werden; auch das gehört zu den zu erlernenden sozialen Verhaltensweisen und zur Sozialpartnerschaft, zur Team-Arbeit in unserem Familien-"Rudel".
Eine sorgfältig aufgebaute gute Bindung des Hundes an seine Menschen sowie positive Motivation und Bestärkung überzeugen den Welpen schnell, dass Zusammenarbeit (Gehorchen) eine gute Sache ist, die sich lohnt.

Eine solche Erziehung entspricht am ehesten dem Grundverständnis eines Hundes von Sozialpartnerschaft und gegenseitiger Zusammenarbeit. Auch ein Hunderudel kann nur funktionieren, überleben, wenn die Sozialstruktur und die Zusammenarbeit im Rudel geregelt und gewährleistet sind.
Nur so können wir ein sinnvolles und beständiges Mensch-Hund-"Rudel" aufbauen. Ein "Rudel" nach dem Verständnis des Hundes, ein Team nach dem Verständnis des Menschen.

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© Claudius Roos

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